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Herstellung eines Manteaus (1680-1715)

 

Manteau von 1686Eigentlich ist "manteau" das französische Wort für Mantel, und spezieller für eine Kleidform, die wie ein Mantel getragen wird: Ein Teil von Schulter bis Boden, vorn offen. Auch die Robe à la française, à l'anglaise und à la polonaise gehören zu dieser Familie. Das Manteau im engeren Sinn ist eine Form der Robe, die in den frühen 1680ern zunächst als lässiges Hauskleid aufkam und ab 1710 allmählich ausstarb - außer in England, wo es in sich verändernden Formen weiterlebte, bis es um 1770 herum als Robe à l'anglaise auf das Festland zurückkehrte. Die Anglaise ist also eine direkte Nachfahrin des Manteaus, wie man am auf die Figur gefalteten Rücken erkennen kann. Die hohe Zeit des Manteaus fällt ziemlich genau mit der Zeit der Fontange zusammen, und tatsächlich wurde das Manteau fast immer mit Fontange getragen, und die Fontange mit dem Manteau. (Zur gleichen Zeit gab es am französischen Hof ein anderes, formelleres Kleid, das nie mit Fontange getragen wurde.) Zusammen mit einer langen Schleppe ergeben Fontamnge und Manteau eine hohe, schmale Linie, die in krassem Gegensatz zu den breiten barocken Formen des mittleren 17. Jh. und denen des 18. Jh. steht. Es ist Schade, daß diese hochelegante Kleidform so sehr in Vergessenheit geraten ist.

Die beste Methode, ein Manteau herzustellen, ist, es auf den korsettierten Körper zu modellieren. Das Manteau ist das ideale Kleidungsstück, um die Scheu vor dem Drapieren zu verlieren, vor allem, wenn man es zuerst aus einem billigen Probestoff macht. Damit Du dabei nicht ganz in der Luft hängst, werde ich trotzdem einen Schnitt anbieten, der aber nur als erster Anhaltspunkt dienen kann. Wie bei der Contouche gilt die

Wichtige Warnung: Bevor Du Dich an ein solches Stück wagst, solltest Du allgemeines Schneidereiwissen im Fortgeschrittenenstadium haben. Fortgeschritten genug, um Dich von Papierschnitten zu lösen - erste Erfahrungen mit einer Contouche könnten helfen. Vor allem, da ich oft auf die Technik der Contouche verweise und möglicherweise ebenso oft unbewußt Vorwissen aus deren Herstellung voraussetze, weil ich bei der Herstellung meines Manteaus selber aus dieser Erfahrung schöpfte. Die Ähnlichkeiten sind z.T. frappierend, v.a. bei den späteren Varianten des Manteaus. Lies bitte die gesamte Anleitung durch, bevor Du auch nur den Stoff kaufst - manchmal stößt Du auf Variationen oder Spezialfälle, die Auswirkung auf ein früheres Stadium der Verarbeitung haben.

Und, ganz wichtig: Wenn Du über etwas stolperst, was unverständlich ist, dann sag mir bescheid*. Ich habe mir zwar alle Mühe gegeben, aber ich kann nicht einmal erahnen, wie brauchbar meine Beschreibungen sind, wenn mir niemand Feedback gibt: Ich selber verstehe natürlich alles - wäre ja schlimm, wenn ich selber nicht verstünde, was ich sage. ;) Bedenke aber bitte, daß eine solche Anleitung naturgemäß manchmal unverständlich ist, wenn man die entsprechenden Stoffteile nicht gerade in der Hand hat.

Das Korsett sollte man in jedem Fall schon fertig haben, bevor man mit der Robe beginnt: Das Gewand kann nur dann wirklich sitzen, wenn man es über dem Korsett auf die Figur modelliert. Von der Form her eignen sich die auf dieser Seite vorgestellten Korsetts des 18. Jh. Für einen breiten Ausschitt wie auf dem Bild oben sollte ein trägerloses Modell gewählt werden. In Waughs Corsets and Crinolines gibt es auch einen Schnitt um 1700 mit tief auf den Schultern sitzenden Trägern speziell für diesen Zweck.

 

*) Falls Du mit einer ausgedruckten Version arbeitest: Geh nach http://www.marquise.de/de/contact.html