Herstellung eines Manteau

Teil 6: Ärmel, Saum und Sonstiges

 

Nun müssen die Falten in der Seitennaht eingelegt werden. Das funktioniert genau wie bei der Contouche: Die Faltenbrüche liegen senkrecht, der Taschenschlitz in der Mitte, als Verlängerung der Seitennaht. Ob Du vorn und hinten je zwei oder drei Falten einlegst, oder vorn zwei und hinten drei, ist ziemlich egal und hängt davon ab, wieviel Stoff zum wegfalten da ist. Hauptsache, sie sind in etwa gleichmäßig tief und die Faltenbrüche hängen senkrecht. Nähe die Falten vom unteren Ende der Seitennaht, also auf Taillenhöhe, im rechten Winkel auswärts gehend am Oberstoff fest.

An der Schulter hängt noch das obere Ende des Vorderteils in der Luft. Damit wird so verfahren wie bei der Contouche: Auf der Halsseite liegt die Naht zwischen Vorder- und Rückenteil etwa auf Höhe des hinteren Halsausschnitts, zur Seite hin fällt sie schräg ab. Am besten läßt man von einem Helfer den Überhang im Vorderteil nach innen wegfalten und auf dem Rückenteil feststecken und näht das dann von außen mit Saumstich fest. Bloß nicht umdrehen und von innen rechts auf rechts steppen wollen, das gibt eine Katastrophe!

Der obere Rand des hinteren Halsausschnitts wird ebenfalls so behandelt wie bei der Contouche, dito die Ärmel. Bei den Ärmelaufschlägen für ein spätes Manteau (ca. 1710-1720) ist ebenfalls wie bei der Contouche zu verfahren; für frühere Formen reicht ein doppelt gelegter Streifen von gleichmäßig ca. drei Fingern Breite.

An der Vorderkante sollte nun die weggefaltete Webkante festgenäht werden und der Kragen fixiert, indem man ihn mit kleinen Stichen nahe der Vorderkante steppt. Ich empfehle, den umgelegten Kragenteil, der auf Taillenhöhe noch einige cm breit ist, zum Saum hin allmählich auf 1-1,5 cm schmaler werden zu lassen. In den meisten Fällen ist es sinnvoll, den Kragen zu stabilisieren, entweder von außen mit einem in entsprechender Form zugeschnittenen Stück Oberstoff, oder von innen mit einem hinterlegten Stück Steifleinen o.ä. Das muß nicht sein, aber es verhindert, daß der Kragen beim tragen umklappt und die unschöne Webkante nach außen stülpt.

Der Saum wird vorn von der Rocklänge (=Taille bis Boden) bestimmt, darf aber auch etwas länger sein, weil der Rock immer hochgerafft getragen wird, man also nicht darüberstolpern kann. Hinten wird er von der Schleppenlänge bestimmt. Ist in der Naht zwischen Keil und Vorderteil eine Treppe, wird dort auf die Länge des jeweils kürzeren Teils gestutzt. An der Naht zwischen Keil und Rückenteil ergibt sich ein Knick im Saum, der abgerundet wird, d.h. man fängt min. 30 cm vor der Naht an, erst allmählich, dann immer mehr, den Saum wegzuschneiden, und nähert sich dann langsam wieder der Kante an. D.h. aus dem Knick wird eine möglichst gleichmäßige, flache Kurve. Im Rückenteil kann man die Kurve bis fast zur HM auslaufen lassen, muß man aber nicht.

Das schöne am Saum eines Manteaus ist, daß sein genauer Verlauf ziemlich egal ist; wichtig ist nur, daß man im nächsten Schritt die Kante möglichst schön zweifach einrollen kann, wie man das mit Säumen eben so macht, und das ist umso leichter, je geringer die Biegung ist. Die Biegung möglichst gering zu halten, ist der Zweck des obigen allmählichen Kurvenschnitts. Weil der Saum durch den hochgenommenen Rock nach außen sichtbar wird, sollte er möglichst gleichmäßig und v.a. von Hand mit Saumstich versäubert werden.

Nun müssen wir noch dafür sorgen, daß der Rock hochgerafft werden kann. Zu diesem Behufe werden zwei Knöpfe oder Holzscheiben mit dem Manteaustoff überzogen wie hier beschrieben und nahe der hinteren Mitte auf Taillenhöhe angenäht. Zieh das Manteau auf die Schneiderpuppe. Nimm die vordere Rockkante hoch und lege sie locker um die Hüfte herum nach hinten bis zu den Knöpfen. Es sollten noch ca. 30-40 cm der Vorderkante von dort aus lose herunterhängen, auf beiden Seiten gleich viel. Markiere die Stellen, wo die Vorderkante auf die Knöpfe trifft, und nähe dort je eine Kordelschlaufe an, so daß sie etwa im rechten Winkel zur Kante liegt.

 

Teil 7: Unterrock