Herstellung eines Manteau

Teil 8: Kleinigkeiten, Variationen, Anziehen

 

Das Manteau braucht noch einen Stecker. Den macht man genau so wie für die Contouche.

Den Kragen habe ich in der vorigen Beschreibung vereinfacht. Eigentlich ist er so zu flimsig. Er müßte entweder hinterfüttert werden oder von vorn mit einer weiteren Stoffschicht belegt. Ab den den späteren 1690ern gab es hin und wieder Kragen, die mit einem kontrastierenden Stoff belegt waren. Die entsprechenden Änderungen kann man jederzeit nachholen.

Anders als bei der Contouche kann man nicht den Saum der Robe von links mit einem billigen Stoff belegen, um ihn vor Abrieb zu schützen: Je nachdem, wie die Schleppe gerade fällt, würde der Beleg vielleicht sichtbar. Es bleibt also nur die Möglichkeit, den gesamten Rock zu füttern, und das bedeutet im Grunde, die ganze Robe zu füttern. Das kann sehr gut aussehen, aber nur, wenn das Futter selber auch schön ist. Man müßte schon das Glück haben, einen schönen Futterstoff billig zu erstehen, denn sonst wäre Grundgedanke, einen billigen Belegstoff dem Schmutz und Abrieb zum Fraß vorzuwerfen, fast schon Makulatur. Wenn man die Arbeitszeit berücksichtigt, ein neues Futter einzusetzen, sobald das alte unansehnlich geworden ist, und daran denkt, daß einem das Gewand nach ein paar Jahren vielleicht eh nicht mehr gefällt, lohnt es sich sehr wahrscheinlich nicht.

Ein offenbar unverzichtbares Accessoire ist der Gürtel, der ursprünglich die Falten festhielt, als sie noch nicht am Futter angenäht waren. Er ist 1-2 cm breit und scheint aus Leder gewesen zu sein, mit einer metallenen Schnalle. Mindestens ellbogenlange Lederhandschuhe sind ebenfalls sehr häufig abgebildet.

Wie später im 18. Jh. sieht man an Ausschnitt und Ärmeln meist Spitze, und zwar Nadelspitze oder Klöppelspitze, die wie Nadelspitze aussieht. Die Spitze am Ausschnitt ist oft relativ breit (3-4 cm) und nur in einem Streifen oberhalb des Steckers sichtbar, nicht rundherum um den Ausschnitt. Das ist nur möglich, wenn die Spitze an die Oberkante des Steckers gesetzt wurde und nicht, wie später, rund um den Ausschnitt der Chemise. Die Ärmelspitze wurde wahrscheinlich an die Chemisenärmel geheftet. Allerdings schreibt Herzogin Sophie von Hannover 1697 in einem Brief: "... die Ärmel [des Manteaus] habe ich etwas länger müssen hinunterlassen; möchte wissen, was sie für Spitzenärmel dabei tragen, wann sie so kurz sein." Sie könnte sich dabei auf gesonderte, spitzenbesetzte Ärmel beziehen, die man vielleicht über die Chemisenärmel zog und am Oberarm festband oder -knöpfte. Fragt sich nur, wie diese am nach unten hin schmaler werdenden Arm überhaupt hielten.

Das Manteau zieht man fast genauso an wie die Contouche: Erst die Jupe, dann den Stecker aufs Korsett pinnen, die Robe wie einen Mantel überziehen, unter dem Kragen versteckt auf den Stecker pinnen. Die Kordelschlaufen über die Knöpfe hinten hängen und darauf achten, daß die Schleppe schön in Wellen hinten herunterfällt.

Den Umgang mit Schleppen müssen wir heutige erst wieder lernen. Wenn Du rückwärts gehen mußt, z.B. beim Tanzen, nimmst Du die Schleppe am besten hoch. Hast Du einen abrupten Richtungswechsel nach links vor, streck den linken Fuß seitwärts unter dem Rock hervor und wirf ihn nach hinten, um die Schleppe aus dem Weg zu schaffen. Wenn irgend möglich, vermeide solch abrupte Richtungswechsel und geh lieber einen Halb- bzw. Viertelkreis. Daß die Leute um Dich herum, die Schleppen ebensowenig gewöhnt sind, Dir hin und wieder auf selbige treten, läßt sich leider kaum vermeiden.