Fr: just(e) au corps = nah am/direkt auf dem Körper. Männliches Obergewand.
Eine lange Jacke (oder kurzer Mantel?) mit weiten Schößen, die seit dem späten 17. Jh. über einer Weste (gilet) und zu Kniehosen (den culottes) getragen wurde. Das Justaucorps gehörte ebenso zur Alltags- wie zur formellen Kleidung; der Unterschied lag in der Qualität des Stoffes und der Menge an Ausschmückung. In der zweiten Hälfte des 18. Jh. wurde das Justaucorps vom Surtout und schließlich vom Fraque (Frack) abegelöst. Justaucorps, Surtout und Fraque unterschieden sich in der grundsätzlichen Konstruktion nicht; im Deutschen heißen alle drei ganz einfach "Rock". Wegen der Verwechslungsgefahr mit dem weiblichen Kleidungsstück gleichen Namens wird oft der französische Begriff "Justaucorps" für alle drei benutzt, zumal der Fraque leicht mit dem Frack verwechselt werden könnte - etymologisch sind sie zwar das gleiche in Grün, aber modisch nicht.
Wie der Name schon sagt, war das Justaucrops enganliegend, mit schmalen Schultern und engen Ärmeln, die am Ellenbogen zum Ausgleich geknickt geschnitten waren. Von der Hüfte an gewinnt es durch aufspringende Falten (deren Tiefe und Anzahl je nach Mode variiert) an Weite und reicht bis zu den Knien hinab. Damit die Schöße auch schön nach Modelinie wegstanden, wurden sie mit Roßhaareinlagen versteift.
Bis zum dritten Viertel des Jahrhunderts hat das Justaucorps keinen Kragen, aber verzierte Knöpfe und Knopflöcher vom Hals bis zum Saum - viele davon rein dekorativ und "blind", von Stickerei umrahmt. Dazu gehören Taschen mit sehr großen, durch Stickerei oder Borten betonten Klappen und riesige Ärmelaufschläge. Ab den 1760ern kommen hohe, umgelegte Stehkragen auf, die Knöpfe reichen nurmehr bis zur Hüfte, die Taschen und Aufschläge werden kleiner. Die Naht in der hinteren Mitte war vom Hintern abwärts offen, des Reitens und des Degens (den jeder Herr trug) wegen. Wie nun die Vorderkanten mit der Zeit immer weiter nach außen und hinten wandern, wird klar, daß am Ende der Entwicklung der Frack stehen wird. Entwicklungsgeschichtlich und etymologisch dazwischen steht der Frac oder Fraque.
Daß nicht alle Knopflöcher zu gebrauchen waren, liegt daran, daß man das Justaucorps gern offen trug, teils um die Weste (das Gilet) darunter zur Schau zu stellen, teils sicher auch aus Bequemlichkeit. Es war halt wirklich ziemlich eng. Wenn überhaupt, wurden nur die Knöpfe in Höhe des Unterbauches (später etwas höher) geschlossen.
Frühes Justaucorps, 1690er
Justaucorps mit großen Schößen, 1710er
Englische Variante mit Kragen, 1750er