Gilet

Frz: Weste

Männergewand, ab ca. 1670 unter dem Justaucorps bzw. frac getragen - trotzdem vorn oft reich mit Stickerei verziert und/oder aus kostbaren Stoffen. Die Rückseite hingegen ist eher langweilig aus Leinen; man trug ja das Justaucorps darüber. Anders als bei modernen Westen war der Rücken ebenso lang wie das Vorderteil. Die hintere Mitte war meist mit einer Schnürung versehen, die es erlaubte, das Gilet auf Figur zu bringen. Da man den Rock meist offen trug und die Hose hinten ebenfalls eine Schnürung hatte, konnte man einen Anzug über Jahre hinweg tragen, auch wenn man zu- oder abnahm.

Zunächst, im späten 17. Jh. war das Gilet knielang - also so lang wie das Justaucorps - und hatte Ärmel. Viele der vielen Knöpfe und Knopflöcher waren rein dekorativ und "blind", da nur die mittleren jemals geschlossen wurden. Im Verlauf des frühen 18. Jh. wurden die Gilets sehr allmählich kürzer und an der Vorderkante runder, so daß sie untenherum etwas aufklafften. Gegen 1760 war das Gilet nurmehr hüftlang und schrumpfte danach noch weiter, bis es um 1800 gerade mal bis zur Taille reichte.

Anders als der moderne Begriff "Weste" vermuten läßt, hatten Gilets bis zum frühen 18. Jh. meistens Ärmel, danach bis um 1760 oft, aber nicht immer, und ab ca. 1760 eher keine Ärmel. Bei den unteren Schichten hielt sich die Ärmelweste länger: Sie wurde oft ganz ohne Rock getragen und wurde so wahrscheinlich zum Urahn des Jankers und anderer Trachtenjacken.

Frühes gilet, 1690er

Kürzeres Gilet, 1760er

Spätes, kurzes Gilet, 1780er