Frz: Kniehose
Kniebundhose, wie sie seit dem späten 17. Jh. von fast allen Männern getragen wurde. Matrosen bilden eine Ausnahme hiervon: Ihre knöchellangen Hosen sollen zu Zeiten der Französischen Revolution Pate gestanden haben für die Sansculottes, also wörtlich die Leute "ohne Kniehosen".
Es gab zwei Hauptformen:
1. Mit in der vorderen Mitte geknöpftem Verschluß. Bis um 1750/60 die vorherrschende Form.
2. Mit herunterklappbarem Latz, wie man ihn noch heute an "Krachledernen"
findet. Möglicherweise wurde diese Variante im 3. Viertel des 18. Jh. aus
der ländlichen bayrischen Tracht übernommen; jedenfalls nannte sie
ein frz. Modejournal "à la bavaroise", d.h. im bayrischen Stil.
Sie wurde aber wohl nicht in Bayern erfunden, denn in den Memoiren von Casanova
heißt es sinngemäß, die spanische Inquisition habe die Mode
der als unanständig empfundenen Schlitzhosen um 1767/68 zugunsten der Hosenlätze
"nach alter Väter Sitte" austreiben wollen. Wahrscheinlicher
ist, daß der noch in der Renaissance in ganz Europa übliche Hosenlatz
in Bayern (und offenbar auch in Spanien) bis ins 18. Jh. überlebte und
sich von dort aus wieder verbreitete.
Ab 1760/70 jedenfalls war dies die vorherrschende Form, da zu dieser Zeit die
Westen so kurz geworden waren, daß sie den Blick
auf den Hosenschlitz freigaben, und da sah so ein Latz einfach besser aus als
eine Knopfleiste.
Am Knie hatte die Coulotte auf der Außenseite einen Schlitz, der durch Knöpfe geschlossen wurde. Das Knieband, das das Bein unten abschloß, wurde vorzugsweise durch Schnallen verschlossen.
In vielen Teilen Deutschlands gingen die Kniehosen in die Regionaltracht ein, z.B. in die feineren (überknielangen) Lederhosen des bayrischen Oberlandes oder, zusammen mit dem Justaucorps, in die Münchner Bürgertracht. Wenn man bedenkt, daß die 2. Variante der Culotte möglicherweise eine bayrische Mischform spätmittelalterlicher Hosenverschlüsse und "moderner" Culottes war, ist das eine interessante Reassimilation.