Allgemeine Nähtips

 


Papier für den Schnitt

Man muß den Schitt ja selber (ab)zeichnen, wenn es kein Kaufschnitt ist, aber auf was? Man braucht ja recht viel Papier am Stück. Am billigsten ist Zeitungspapier. Das gibt es in großen Bögen und es reißt nicht gar so leicht. Wenn du nur ein schon ausgeschnittenes Teil im Umriß nachfahren mußt, ist es perfekt. Zum Ausradeln wähle Seiten mit möglichst großen, einheitlich hellen Flächen, da sieht man die Löcher am besten. SZ und FAZ haben besonders große Seiten; die Aktienkurse sind besonders gut geeignet. Auch gut: das graue, dünne Papier, in das im Laden Geschirr verpackt wird. Es ist nicht allzu reißfest (also ungeeignet für Schnitte, die oft verwendet werden), nimmt aber in der Aufbewahrung wenig Platz weg, man sieht wegen der einheitlichen Farbe das Ausgeradelte gut, und man kann mitunter sogar durchpausen, wenn die Vorlage viel Kontrast hat. Richtig viel Papier am Stück bieten Papiertischdecken, die es in Rollen gibt. Nicht allzu reißfest, dafür schön groß, oft mit integrierten Hilfslinien in Form eingeprägter Karos, und man kann auch durchpausen. Zum Durchpausen von schwierigen Vorlagen (z.B. viele durcheinanderlaufende Linien und/oder sehr wenig Kontrast) eignet sich Plastikfolie, wie man sie bei Malerarbeiten unterlegt - je dicker, desto einfacher in der Handhabung. Da sie sich nicht gut knicken lassen, sind sie für die platzsparende Aufbewahrung nicht so geeignet.

Solltest du Zugang zu einem originalen Schnittmusterbogen

haben, egal wie jung er sein mag, verwende bitte auf keinen Fall ein Kopierrädchen! Schnitte waren immer schon Wegwerfartikel, und genau deswegen sind nach ein paar Jahren so wenige davon übrig, daß sich Leute wie wir die Finger danach abschlecken. Besonders Schnitte des späten 19. Jh. sollten wie rohe Eier behandelt werden: Das Papier zerfleddert schon bei vorsichtigem Auf- und Zuklappen, weil Papier bis in die 1970er Jahre hinein ziemlich säurehaltig war. Deswegen sollte man Schnitte von vor 1980 kopieren, gut wegpacken und nur mit dem Kopien arbeiten - auch dann, wenn das Papier noch ganz ordentlich zu sein scheint, denn der Säurefraß wird irgendwann kommen. Was heute ein olles, wertloses altes Trumm aus Mutterns Jugendjahren ist, könnte bald schon sehr gesucht sein - zumal sämtliche Modeepochen immer mal wiederkommen.

Leider kann man nur auf Plankopierern einen ganzen Schnittbogen auf einmal kopieren, aber sei vorsichtig: Die sind meistens sauteuer und haben zweitens fast alle Papiereinzug; die mechanische Belastung des Einzugs hält älteres Papier nicht aus. Da ist es besser, auf einem normalen A3-Kopierer vier oder mehr Kopien pro Bogen zu machen und die Einzelteile dann zusammenzukleben. Ist der Bogen ganz alt (also etwa vor 1930), vermeide kopieren und/oder scannen so weit als möglich: Licht schadet ungemein, und das Licht von Kopierern und Scannern ist sehr hell. Bewahre deine alten Schnitte und Zeitschriften - selbst die nur wenige Jahrzehnte alten - lichtgeschützt und trocken (aber nicht furztrocken, das macht das Papier bröckelig) auf.

Schnitt auflegen

Ein großes Problem beim Auflegen und Ummalen des Schnittes ist, daß die Schnitteile gern verrutschen. Dem läßt sich abhelfen, wenn der Stoff glatt auf einen Teppich gelegt wird. Je dicker der Teppich, desto besser. An allen Ecken und entlang langer Kanten des Papierschnitts jagt man dann Stecknadeln leicht schräg (Spitze aufs Schnitteil zu) in den Teppich, so daß die Nadel bis auf den Kopf darin versinkt. So kann der Papierschnitt nur dann verrutschen, wenn man regelrecht daran zieht. Wenn der Teppich auf Parkett liegt, denk daran, daß die Nadelspitzen Spuren in der Versiegelung hinterlassen können. Je dünner der Teppich/empfindlicher der Boden darunter, desto schräger müssen die Nadeln eingestochen werden.

Bei doppelt liegendem Stoff stecke ich die beiden Stofflagen nach dem Anzeichnen im Abstand on 15-20 cm aneinander fest, innerhalb der Anzeichnung (außerhalb wird ja geschnitten). Dabei steche ich sehr flach durch und hebe die Stofflagen nur gerade so weit an, daß ich den Teppich nicht mitfasse. So kann ich beim Zuschneiden den Stoff anheben, ohne daß die Lagen gegeneinander verrutschen. Das ist besonders bei rutschigen (Taft oder Satin) und/oder sich verziehenden (Jersey, locker gewebter Köper) Stoffen sinnvoll. Je rutschiger oder elastischer der Stoff, desto dichter sollten die Nadeln gesteckt werden - auch beim Anzeichnen.

Schnittlinien anzeichnen

Das häufigste Mittel der Wahl ist Schneiderkreide. Die verliert aber schnell ihre scharfen Kanten, so daß die Linien nicht mehr genau werden, und/oder wird so glattpoliert, daß sie kaum noch Farbe abgibt. Schärfe die Kanten, indem Du mit der Schneide der Schere oder eines Messers daran entlangfährst. Von hoechstmass gibt es Sets aus Schneiderkreide-Minen in verschiedenen Farben, einem Stift, in den man sie einführen kann, und einem Spitzer. Nicht billig, aber absolute Klasse. Für dunkle Stoffe eignen sich aufgebrauchte, dünngewaschene Seifenstücke. Wer es ganz besonders genau braucht, sollte bei hellen Stoffen zu Minenbleistiften mit weicher Mine greifen, bei dnklen zu weißen Bunststiften.

Nähte stecken

Viele Lehrbücher verlangen, daß man Nähte zuerst steckt, dann heftet und dann erst näht. Ich spare mir das Heften, wenn entweder die Nähte gerade sind oder ich mit der Hand nähe. Aber egal ob Du noch heftest oder gleich nähst: Stecke die Nadeln nie parallel zum Nahtverlauf, sondern immer quer dazu, sonst sind die Stecknadeln ständig im weg, egal ob beim Hand- oder Maschinennähen. Ist ein Saum so schmal, daß die Nadeln nicht quer reinpassen, steck sie wenigstens schräg. Übrigens kann man für gewöhnlich mit der Maschine über querliegende Stecknadeln hinwegnähen, aber man muß immer damit rechnen, daß es einen Knall tut und die Näh- und/oder die Stecknadel hin sind. Möglicherweise ist es billiger, bei jedem 500. Mal die Nadel zu ersetzen, als sich die Zeit zu nehmen, bei jeder Stecknadel abzubremsen und sie herauszuziehen, bevor der Nähfuß dort angekommen ist.

Steck- und Nähnadeln

Standard-Stecknadeln sind meistens 0,6 mm dick. Für sehr feine und/oder dichte Stoffe (z.B. hochwertiger Seidentaft) wähle feinere Stecknadeln mit einer Dicke unter 0,5 mm. Die gehen leichter durch und hinterlassen weniger Löcher. Ähnliches gilt für Nähnadeln. Übrigens sind besonders dünne Nähnadeln manchmal gerade für dicke Stoffe wie z.B. dicht gewebtes Leinen besser geeignet als dicke: Sie gehen leichter durch den Stoff. Allerdings verformen sie sich dabei auch leichter. Für dünnes Leder, wie man es zur Einfassung von Schnürbrüsten des 18. Jd. oder für Handschuhe benutzt, ist eine extrem dünne Perlsticknadel geeigneter als eine Ledernadel, weil sie ein besonders kleines Loch macht, so daß eine Naht auch dicht an der Kante weniger leicht ausreißt. Nähnadeln sind umso dünner, je höher ihre Nummer ist. Nähnadeln gibt es im normalen Handel nur bis Nr. 9; dünnere sind meistens, so man sie denn findet, deutlich kürzer, d. h. 20 mm oder weniger. Wer Nadeln findet, die dünner sind als Stärke 10, aber länger als 25 mm, sollte gleich auf Vorrat kaufen. Perlsticknadeln dürften ca. 12-13 sein, sind aber für vernünftiges arbeiten meist zu lang (ca. 40 mm)

Heft- und Saumnähte

gehören zu den Nähten, die man komplett zusammenziehen kann, wenn man am Fadenende zieht. Das ist aber nur beim Reihen erwünscht. Um zu verhindern, daß die ganze Naht zusammenschnurrt,wenn man mit einem Fingernagel, einer Schuhschnalle u.ä. daran hängenbleibt, oder daß sie sich völlig auflöst, wenn der Faden reißt, solltest Du im Fall einer Heftstich-Naht alle paar Zentimeter einen Rückstich machen (=Sparstich, siehe auch diese Seite gegen Ende) bzw. beim Saumstich immer wieder mal einen Stich auf der Stelle machen, d.h. am Ende des vorigen Stiches.