Im folgenden ein paar Einkaufstips (nicht nur für Kimonos, sondern auch für Accessoires) und ein Preisspiegel, basierend auf meinen persönlichen Erfahrungen in den Jahren 1992-1999. Für mich ist die beste Variante die billigste, im Verhältnis zu Qualität, aber ich habe halt auch etwas Ahnung...
Die schlechteste Variante, an einen Kimono zu kommen (von Preis und Auswahl her), sind hiesige Japanläden. Dort findet man, wenn überhaupt, meist nur alte Stücke, die durchaus sogar richtig antik ein mögen, aber ich gehe mal davon aus, daß Du den Kimono tragen willst, nicht sammeln oder an die Wand hängen. Die Preise waren schon in den frühen 90ern oberhalb von 200 Mark, für Obi noch mehr. Sonstige Accessoires waren eher nicht zu haben. Zusätzliche Gefahr für all jene, die noch nie einen echten Kimono gesehen haben, ist die eventuell vorhandene Touristenware: Polyestergeraffel, das nur geringe Ähnlichkeit mit dem wahren Jakob hat.
Wie erkennt man das Geraffel? Schon allein das Vorhandensein eines Waschzettels (Made in Japan - 100% polyester - hand wash only u.ä.) ist verdächtig. Ein ordentlicher Kimono wird nämlich nur auf Bestellung gefertigt, während Waschzettel das typische Kennzeichen von Massenware sind. Sowas habe ich noch nie an einem echten Kimono gesehen; die haben einfach keine Waschzettel - schon gar nicht auf Englisch! Maschinennähte haben sie auch nicht: Ein echter Kimono ist total handgenäht. Und gefüttert - meist mit Seide oder wenigstens Kunstseide -, es sein denn, es ist ein Yukaka, und die haben französische Nähte. Und ein Kimono ist nie kürzer als bodenlang... für jemanden von japanischer Körpergröße.
Falls aber ein Japanladen Deine einzige Option ist: In den meisten wirklich großen Städten gibt es Japanläden, in Düsseldorf besonders viele. Falls Du eine Uni in der Nähe hast, an der es das Fach Japanologie gibt, kann Dir die Fachschaft vielleicht Tips geben. Und wenn Du ganz viel Glück hat, reißt Du da einen Studenten auf, der demnächst "rübergeht" und Dir was schicken/mitbringen kann. Oder Du findest auf einschlägigen, zumeist englischsprachigen Mailinglisten bzw. in Newsgroups Leute, die gerade in Japan wohnen und Dir etwas schicken können. Ist natürlich Vertrauenssache. Dasselbe gilt übrigens auch für Acessoires wie tabi, zôri, geta, obi, obijime etc.: Wenn ein Japanladen solche nicht führt, kann er sie sicher besorgen, oder Du findest jemanden, der sie dir privat besorgt.
Die zweitschlechteste Variante sind hiesige Floh- bzw. Antiquitätenmärkte bzw. eBay. Preise und Ware sind ähnlich wie in Japanläden, nur daß man hier zusätzlich das Glück haben muß, das Gewünschte zu finden. Die Chance ist recht gering. Auch hier gilt: Nicht auf "Geraffel" (s.o.) hereinfallen! Und wissen, was das Zeug im Japanladen bzw. in Japan selber kostet.
Nächstbeste Variante ist ein japanisches Kaufhaus. Möglicherweise hat eine hiesige Filiale Kimonos, aber wohl eher nicht, weil die sich auf japanische Touristen spezialisieren und das führen, was Japaner aus Deutschland mitbringen wollen: Hummelfiguren, Zwilling-Messer, Rheinwein o.ä. Trotzdem kann man dort evtl. Kimonos beziehen, per Bestellung. Oder sie haben eine Website mit Versand. Ich würde mal testweise an die Namen der großen Kaufhäuser "www." vorn und ".co.jp" hinten dranhängen. Z.B. bei Sogo, Mitsukoshi, Matsuya, Takashimaya. Die Kosten wären wohl ähnlich wie bei der drittbesten Variante (s.u.) plus Versand plus Zoll, auf jeden Fall teurer als die beiden "schlechteren" Varianten, da die Ware hier ausnahmslos neu ist.
Die folgenden, besten Varianten erfordern einen Besuch in Japan, einen Bekannten, der hinfährt, oder einen, der dort wohnt.
Die drittbeste Variante ist, in Japan in eines der o.g. Kaufhäuser zu marschieren. Die Preise tun sich (glaube ich) nicht viel im Vergleich zu den vielen kleinen Kimono-Boutiquen, die man überall verstreut findet, aber wenn man kein Japanisch spricht, legt sich das Kaufhauspersonal krumm, jemanden zu finden, der des Englischen mächtig ist, während man in den Boutiquen meist keine Chance hat. In der Kimonoabteilung kriegt man gewöhnlich keinen fertigen Kimono, sondern man läßt sich was machen. Ich habe noch nie da eingekauft, aber ich bin sicher, die Beratung ist superb. Alle nötigen Accessoires gibt es auch. Achtung: Wenn man zum Ausmessen in den mit Tatami ausgelegten Bereich geführt wird, muß man die Schuhe ausziehen. Mitte Februar und September sind die großen Ausverkäufe mit guten Angeboten, darunter auch fertige Kimonos. Zu den Preisen: Für einen Kimono so etwa 500.000 yen aufwärts (im Ausverkauf mit etwas Glück ab 5.000), yukata ab 10.000. Obi eher noch teurer als der Kimono, obijime ab 3.000, geta ab 2,500, zôri ab 30,000, tabi 2.000-3.000. Geta bzw. zôri gibt es in spezialisierten Läden u.U. schon ab 1.400 yen zu kaufen, z.B. in Akasaka (Tôkyô) und in den Hinterstraßen von Kyôto.
Die zweitbeste Variante sind 2nd-Hand-Kimonoläden. Man findet sie v.a. in Tôkyô, aber auch in anderen großen Städten. Die Klientel besteht durchaus nicht nur aus Touristen, und da die Japaner tendenziell ehrlich sind, wird man selten über den Tisch gezogen. Oft findet man hier gebrauchte, aber super erhaltene Kimonos und sonstige Accessoires zu Preisen wenig über dem Flohmarktniveau, so ab 2.000 yen für einen Kimono. Adressen gebe ich lieber nicht raus, weil sie sich ständig ändern können. Das Fremdenverkehrsbüro wird hier sicher helfen, noch mehr aber die englischsprachige Anzeigenzeitschrift Tokyo Classified, die man umsonst überall da kriegt, wo sich viele Ausländer rumtreiben, z.B. Roppongi Crossing an Wochenendabenden.
Die beste Variante sind Flohmärkte - da habe ich alle meine Kimonos her. Ich gehe am liebsten zu dem am Togo-Schrein in Tôkyô, nahe der Yamanote-Station Harajuku. Hier gibt es Kimonos und Haori ab 500 yen, aber man muß schon wissen, welche Qualität man in Händen hält - Seide ode Plastik, handgemalt oder gedruckt etc. Ein handgemaltes Teil aus Seide darf selbst auf dem Flohmarkt 7.000 yen oder mehr kosten. Schau vorbereitend die Seite über Stoffe unf Muster an und begrapsche ein paar Stoffe in der Kimonoabteilung eines Kaufhauses, um ein Gefühl für Seide gegenüber Plastik zu kriegen (hiesige Erfahrungen reichen wegen der anderen Webart nicht). Die Japaner machen gemein überzeugende Kunstseide, die man z.T. nur durch Brennprobe entlarven kann. Kunstfaserdrucke, die im Kaufhaus neu das hundertfache kosten, gibt es hier ab 1.000 yen - die Kunst ist, die unbeschädigten, fleckenlosen Teile zu finden. Die schwarzen Festtagskimonos (tomesode) sind in der Hinsicht die beste, wahrscheinlichste Beute. Hellfarbige Kimonos, wie junge Frauen sie tragen, sind meist durch Flecke entstellt und nur noch für Weiterverarbeitung gut. Obis gibt es ebenfalls ab 500 yen, manchmal auch obijime und obiage ab ca. 300 yen, aber selten Schuhwerk. Bestickte Hochzeitskimonos mit wattiertem Saum oder reativ schlichte Teile ganz aus Seide kosten 7.000 aufwärts. Schau graue oder schwarze Kimonos (für Männer) auch von innen an - oft ist das Futter ein Traum in bemalter Seide, der aber von den Touristen (die die Innenseite nicht anschauen) verschmäht wird und folglich evtl. recht billig hergeht. Handeln ist nicht die Stärke der Japaner, aber versuche es. Wenn Du japanisch sprichst oder jemanden dabeihast, der es kann, sind die Chancen besser.
Alle genannten Preise sind Stand 1996-99.