Grundschnitt: Teil1, Teil2, Teil3, Teil4 Detailansicht des fertigen Korsetts
Als Material zur Herstellung eines Korsetts ist feiner und dichter, satinierter Drell zu empfehlen, der haltbar und bequem zu reinigen ist. Sonst aber erfreuen sich die porösen Stoffe, die sogenannten Gitterstoffe, großer Beliebtheit; sie sind bei aller ihrer Leichtigkeit dauerhaft und vom hygienischen Standpunkt aus jedenfalls allen anderen vorzuziehen. -- Ferner gebraucht man Stäbe, ein Blanchet und Schnürösen als weiteres Material. Stäbe aus echtem Fischbein sind am besten, aber auch am teuersten und man behilft sich beim ersten Versuch wohl lieber mit polierten Stahlstäben, unter denen besonders die federnden, spiralförmig gegliederten Stäbe hervorzuheben sind. Sie geben jeder Biegung der Figur, ohne zu brechen nach, und sind daher hauptsächlich über den Wölbungen der Hüften sehr praktisch. (Siehe hierzu auch das Kapitel "Kleinzeug".)
Man schneidet nun, nachdem man die Taillen- Ober- und Hüftweite des Schnittes als richtig, d.h. etwa 3-5 cm enger als die des Körpers, festgestellt hat, die Teile mit geringer Nahtzugabe zu und heftet sie mit kleinen Stichen, die Nähte obenauf gekehrt, zusammen. An den Rückenteilen ist gleich die Schnürvorrichtung und an den vorderen Rändern das Blanchet anzubringen, damit man eine korrekte Anprobe vornehmen kann. [...] Gewöhnlich steppt man den rückwärtigen Rändern einen breiten Stoffstreifen gegen, den man der Länge nach zweimal derart durchsteppt, daß in seiner Mitte ein Raum für die Schnürösen, an beiden Seiten einer für das Einschieben von Stäben entsteht. Zunächst schlägt man die Ösen ein und bringt dann die Stäbe an, die an den Enden befestigt werden, ohne daß man sie stramm zieht.
Um die Blanchets zu befestigen, schneidet man zur Bekleidung der Blanchetteile zwei der vorderen Korsettlänge entsprechende Stoffstreifen, die man je der Länge nach zusammenlegt; dann tut man die Blanchetteile hinein, so daß die Stoffränder nach rückwärts gekehrt sind und drückt die Oesen und Knöpfchen durch den Stoff. Hierauf schiebt man die vorderen Korsettränder zwischen die Bekleidung der Blanchetteile, um sie festzusteppen.
Nun kann die Anprobe stattfinden, wobei auf einen faltenlosen, bequemen Sitz zu achten ist. Bilden sich irgendwo Falten, so ist das ein Zeichen, daß der Schnitt der Figur nicht genau entspricht, und man soll sich dann nicht auf die gute Wirkung der Stäbe verlassen [...].
Die Nähte werden in den Biegungen mit Einschnitten versehen, ausgestrichen und festgesteppt. Dann hat man über den Nähten, an den breiten Teilen auch noch in der Mitte längs der Teile schräge Stoffstreifen zum Halten der Stäbe aufzusteppen. Viele steifen nur vorn, seitlich und rückwärts je eine Naht mit Stäben, die übrigen mit fester, jedoch nicht zu starker Schnur, die in 3-4 Reihen dich nebeneinanderliegend unter einem Schrägstreifen aufgesteppt wird. Die Nähte der Brustteile hat man ebenfalls mit Schnur zu steifen, ebenso die der Hüftteile, die für starke Hüften oft erforderlich sind. Schließlich sind dann die oberen und unteren Ränder des Korsetts mit festem Leinenband einzufassen; der obere ist beliebig zu garnieren.
Siehe auch: Herstellung eines Korsetts