La toilette von François Boucher, 1742
Dieses Bild ist m.E. eines der kostbarsten Dokumente der Kostümgeschichte, gibt es doch Antwort auf die Frage, "was die wohl darunter anhatten". Nur der Tatsache, daß das Rokoko die Erotik der Anspielung zur Kunstform erhoben hatte, ist dieser Blick auf das zu verdanken, was in einer weniger freizügigen Epoche verborgen geblieben wäre. Auch viele Romane und angebliche Tagebücher trugen "galante" Details ans Licht. Übrigens ist das 18. Jahrhundert das erste, aus dem Abbildungen überliefert sind, die man noch heute als Porno bezeichnen würde.
Die rechte Dame zeigt sehr schön die Watteaufalten ihrer Contouche, die sie hochgerafft hat. Vor allem bei Hausfrauen und Dienstmädchen (die die abgelegten Roben der Herrschaft auftragen durften) sieht man das öfter, z.B. in Bildern von Chardin: Man griff in die Taschenschlitze, packte den Rock von innen und zog ihn durch die Schlitze nach außen. Der französische Fachbegriff für diese Trageweise heißt retroussé dans les poches. Darunter kommt ein kurzer, relativ enger Unterrock zum Vorschein, aber keine zur Robe passende Jupe. Auch das sieht man des öfteren bei bürgerlichen Frauen, aber fast nur während der 1740er.
Die linke Dame trägt noch ein weißes Schminkjäckchen, das die Robe schützt. Sie ist bereits fertig geschminkt, mit Rouge und Mouche, kunstvoll frisiert und gepudert. Darunter schaut das Korsett hervor, das offenbar vorn eine Zierschnürung hat. Sie ist schon weitgehend fertig angezogen, bindet aber erst zum Schluß die Strümpfe mit einem Band fest.
Spätestens hier wird deutlich, daß wir es mit einer frühen Variante des Softpornos zu tun haben: Die meisten Frauen, die versuchen, einen Strumpf in der dargestellten Weise festzubinden, würden kläglich scheitern (siehe auch hier). Außerdem würden Strumpf und Schuh zuerst angezogen, weil man sich im Korsett kaum bücken kann, um den Schuh anzuziehen.
<<<ZURÜCK | WEITER >>> |