Beginnen wir mit den giftigen Schweinereinen, zur Abschreckung. Die Rezepte sind direkte Zitate mit originalen Maßangaben. Beachte bitte meine Seite zum Thema Gefahrenstoffe, bevor Du irgendetwas nachzumachen versuchst. Auf der folgenden Seite stehen einige Tips, wie man die historischen Rezepte unschädlich und weniger aufwendig umsetzen kann.
"Die Bereitung desselben geschieht auf folgende Art. Man setze einen gläsernen Kolben in eine Sandkapelle, gieße ein halbes Pfund starkes Scheidewasser [Salpetersäure, d. Säzz.] hinein und erwärme dasselbe mäßig; nun trage man gepulverten Wismuth in kleinen Antheilen hinein, der sich mit Brausen und unter Entwickelung vieler rothen Dämpfe auflösen wird. Man trage aber nie eher wieder eine frische Portion hinein, als bis die vorige ganz aufgelöst ist. So bald nun das, was man jetzt hineinträgt, liegen bleibt, stellt man sogleich den Kolben an einen kühlen Ort, läßt die Flüssigkeit durch setzen helle werden, und gießt sie behutsam von dem Bodensatze ab. Sie muß durchaus helle seyn, und sollten einige graue Theile darinne schwimmen, so muß man sie sorgfältig durch Druckpapier filtiren. Nun füllt man ein großes Zuckerglas, oder in Ermanglung desslben einen neuen Topf mit 6 Maaß Wasser an, gießt die Wismuthauflösung hinein, und rührt alles wohl um. Es wird eine weiße Milch entstehen, die man 24 Stunden ruhig stehen läßt. Dann gießt man die helle gewordene Flüssigkeit durch behutsames Neigen von dem weißen Bodensatze ab, gießt auf diesen wieder frisches Wasser, rührt alles wohl um, läßt das Wasser durch stehen helle werden, und gießt es von dem Bodensatze ab. Dieses wiederholt man sexhs bis acht mal, endlich bringt man den weißen Bodensatz, des das Wismuthweiß ist, auf einen Bogen feines Druckpapier, das auf einer über einen Rahmen gespannten Leinewand ausgebreitet ist, läßt die Feuchtigkeit vollends ablaufen, bedeckt ihn mit Papier und läßt das Wismuthwei an einem schattigen Orte trocknen, und hebt es in verschlossenen Gläsern, die auch vor dem Zutritt des Lichts verwahrt werden, auf."
"Ein halbes Pfund guter weißer Bleizucker [Blei-(II)-Acetat, d.Säzz.] wird in zwei Maaß kochenden destillirten Wasser gelöst und die Flüssigkeit auf ein Filtrum gebracht, damit sie recht hell ablaufe. Nun verfertiget man sich eine Auflösung von Potasche in reinem Wasser, und filtrirt sie ebenfalls. Jetzt tröpfelt man von der Potaschenauflösung in die Auflösung des Bleizuckers so lange, bis kein weißer Niederschlag entsteht, läßt diesen setzen, gießt die darüber stehende Flüssigkeit ab, ünergießt den Niederschlag mit frischem Wasser und wiederholt dieses acht und mehrere Male. Endlich bringt man ihn auf ein Filtrum von weißem Druckpapier, und trocknet ihn im Schatten. "
"Man sucht die schönsten und weißesten Stücke von dem Talk, einer Art von Speckstein, aus, und pulvert sie in einem erwärmten messingenen Mörser, und siebt sie durch ein seidenes Sieb, oder beutelt das Pulver durch dichte Leinewand hindurch. Hierauf übergießt man das Pulver in einer verstopften gläsernen Flasche mit destillirten Essig, schüttelt es damit gut durch, und läßt alles einige Wochen lang stehen, wobei jedoch täglich alles einigemale gut umgeschüttelt werden muß. Nun läßt man das Pulver setzen, und gießt den Weinessig behutsam ab. Man gießt dann auf das Pulver reines Wasser, schüttelt es damit durch, läßt es setzen, und gießt das Wasser wieder ab, und auf diese Art wäscht man es 6 bis 8 mal mit frischem Wasser aus: wenn es nun gehörig weiß ist, so läßt man es trocknen, und zerreibt es in einem achatnen Mörser und bewahrt es auf. Sollte der gepulverte Talk zu tark glänzen, so glüht man ihn in einem Tiegel aus. [...]"
"Alle weißen Schminken müssen in den Zustand
eines höchst feinen Pulvers gebracht seyn, und man muß sie mit
Traganth in Verbindung setzen, und dazu die weißeste und beste Sorte
von Traganth wählen, die man auffinden kann. Zu dem Ende nimmt man eine
beliebige Quantität von der weißen Schminke, und schüttet
sie in eine saubere kleine Porcelaintasse, und übergießt sie mit
dem Traganthwasser. Das Traganthwasser wird bereitet, indem man den gröblich
zerstoßenen Traganth eine Nacht in reinen Wasser weichen läßt,
und dieses durch Setzen wohl abhellet.
Ist nun die weiße Schminke mit dem Traganthwasser übergossen, so
rührt man solche mit einem kleinen gläsernen Löffelchen recht
wohl unter einander, bis alles zu einem Brei geworden ist, dann dehnt man
diesen auf einem weißen Papiere wohl aus, das ganz dünn mit weißer
Schminke bestreuet ist, und theilt ihn in kleine Portionen von der Größe
einer Erbse, man trocknet dann diese an einem Orte, aus wo sie von dem Staube
verwahrt sind, und hebt sie nun in einer kleinen Schachtel auf. Will man sich
derselben bedienen, so verfährt man dabei auf folgende Art. Man muß
erstlich eine gute Pommade bereiten [...] Nun nimmt man die kleinen getrockneten
Kügelchen der weißen Schminke, thut davon in ein kleines Büchschen
von Porcellain, zerreibt es mit einem kleinen gläsernen Löffel und
setzt von der Pommade hinzu, und such alles auf das genaueste zu vereinigen.
Wenn man es braucht, so streicht man davon ins Gesicht, vertheilt es gleichförmig,
und wischt es mit Fließpapier ab. Dadurch erhält das Gesicht den
Glanz, und ist jetzt in den Stand gesetzt, das Roth aufzunehmen."
"Man bindet ein Pfund des besten türkischen Saflor in ein leinenes Säckchen, weicht dieses eine Nacht in Flußwasser ein, drückt es dann aus, und wäscht es so oft in frischem Flußwasser, bis der Saflor durchaus keine gelbe Farbenbrühe mehr von sich gibt. Nun setzt man einwn neuen Topf auf das Feuer mit einigen Pfunden Wasser, läßt es sieden, und schüttet ein viertel Pfund gereinigte Potasche hinzu. Nun nimmt man den Topf vom Feuer, rührt den Saflor hinein, und läßt alles eine Zeitlang stehen, hernach drückt man die Flüssigkeit aus, und seihet sie durch ein Tuch, und füllt sie auf ein Zuckerglas. Nun setzt man so viel starken Weinessig hinzu, bis alles eine rothe Farbe angenommen hat, und läßt alles einige Tage stehen. Nach Verlauf dieser Zeit sondert sich ein dunkelrothes Pulver ab, das man trocknet, und aufbewahrt. Ich kann aber dieses Roth nicht empfehlen, da es erstlich selten schön von Farbe ausfällt, und dann zweitens wegen seiner harzigen Natur sich nicht gut verstreichen läßt; drittens seine Farbe leicht verliert, und endlich viertens eben so kostspielig als manches andere vorzüglichere Roth ist."
"Das schönste und vorzüglichste Roth ist der ächte Carmin, der aber mit vieler Vorsicht bereitet werden muß, wenn er gut ausfallen soll. Man nimmt zwei Unzen gepulverte Cochenille, läßt sie in einem reinen zinnernen Kessel mit 4 Maaß destillirten Wasser, oder auch blos Regenwasser 5 Minuten lang kochen; das Wasser muß aber vorher zum Kochen gebracht seyn, ehe man die Cochenille darein thut. Nun setzt man eine Drachme gepulverten römischen Alaun hinzu, nimmt den Kessel vom Feuer, und gießt die Brühe durch ein Tuch in eine saubere Porcelainschaale. Man setzt diese an einen kalten Ort, und bedeckt sie mit Fließpapier. Nun setzt man etwa alle 2 Stunden zwei Tropfen Zinnauflösung hinzu, so daß sechszehn Tropfen Zinnauflösung hinein kommen, und läßt alles einige Tage stehen. Nach Verlauf dieser Zeit wird sich der Carmin auf den Boden und an den Seiten des Gefäßes abgesetzt haben. Man gießt nun behutsam das Klare davon ab, läßt den Carmin im Gefäße trocken werden, und kehrt ihn mit einer reinen Feder auf ein geglättetes Papier. Zwei Unzen Cochenille geben gewöhnlich 2 Drachmen Carmin. "
Nicht eigentlich ein Rezept, aber vielleicht doch ganz interessant zu wissen: Mouches waren aus schwarzem oder rotem Taft und wurden mit Hilfe von Stanzeisen ausgestanzt. Aufgeklebt wurden sie mit in Wasser gelöstem Gummi Arabicum auf "...verschiedene Stellen des Gesichts, und selbst des Busens".
"In eine reine kupferne Pfanne bringe man ein halb Pfund frische ungesalzne Butter, und zwei Unzen reines Wachs, man lasse alles bei gelinden Feuer schmelzen, schüttle einige Unzen gewaschene, getrocknete und zerquetschte kleine Corinthen, und ein bis drei Loth Alkannawurzel hinzu, und lasse alles zehn Minuten lang gelinde sieden. Dann gieße man alles auf eine aufgespannten dichte Leinewand und lasse das Flüssige ablaufen, und wenn es anfängt zu erkalten, so setze man einen Löffel starkes Pommeranzenblüthenwasser hinzu, und erhalte es unter beständigen Umrühren, bis es völlig erkaltet ist, und hebe es hernach in einem gut verbundenen Topf auf. "
"Man lasse in einer zinnernen Pfanne eine Drachme weißes Wachs, 2 1/2 Drachme Wallrath und zwei Unzen frisches Mandelöl bei gelinden Feuer schmelzen, entferne das Gefäß von dem Feuer, und rühre es stark durcheinander, bis es zu erkalten anfängt, dann setze man tropfenweise eine Unze Rosenwasser hinzu, welches man durch starkes Durcheinander-Reiben damit zu vereinigen sucht. Mit dieser Pommade überstreicht man des Nachts das Gesicht und die Hände. Sie dienet auch zur Auftragung der Schmike."
"Man nehme ein Pfund frisches Schweinefett und wasche solches
erst so lange mit kalten Brunnenwasser aus, bis es den Geruch verloren hat.
Nun lasse man 4 Loth weisses Wachs über gelinden Feuer zerfließen,
setze dann allmählig das Schweinefett hinzu, und wenn es zergangen ist,
entferne man das Gefäß von Feuer, gieße das Geschmolzene
in eine hölzerne tiefe Schüssel, und rühre es so lange, bis
es zu erkalten anfängt. Dann vereiniget man durch beständiges Reiben
(=Rühren) damit noch 4 Unzen starkes Rosenwasser, und setzt dann noch
Lavendelöl, Bergamottsöl, Citronöl, von jedem 20 Tropfen, Thymianöl
10 Tropfen, und Nelkenöl 15 Tropfen hinzu.
Oder anstatt dieser verschiedenen Oele versetzt man die Pommade blos mit etwas
ächten Rosen- und Jasminöl, wodurch sie einen überaus angenehmen
Geruch erhält.
Auf diese Art kann man aus allen andern riechenden Oelen wohlriechende Pommaden
verfertigen, als:
u.v.a mehr.
Man muß vorzüglich darauf sehen, daß das Fett ganz frisch und
weiß sey, und daß es bei einem sehr gelinden Feuer ausgelassen sey.
Ferner läßt man das Wachs ganz weg, wenn man den Pommaden eine reichere
Konsistenz ertheilen will. Man muß auch das Auswaschen des Fettes mit
frischem Wasserr so oft vornehmen, bis aller Geruch gänzlich verschwunden
ist."
Anhand der Farben und der kapitelmäßigen Trennung von Schminken kann es sich nicht um Gesichts- sondern nur um Haarpuder handeln. Und direkt danach kommen Haarfärbemittel. Für Perücken empfiehlt sich heute eher Talkum zur weißen Grundlage, da Stärke ziemlich pappig ist - und Perücken waschen zu lassen, ist teuer.
"Die Basis aller Poudres ist gewöhnlich Stärke (amylum) aus Waizen bereitet. Sie muß sehr weiß, locker, trocken und fein seyn, und durchaus keinen Geruch besitzen. Alle Pulver, die mit dem Poudre versetzt werden, müssen höchst gepulvert sein.
Weißer Poudre: Man nehme ein Pfund der feinsten Stärke, zwei Unzen florentinische Violenwurzel, mache alles zum feinsten Pulver, und setze eine beliebige Menge wohlriechenden Oel hinzu.
Grauer Poudre: Man nimtm weiße Stärke, setzt ein wenig fein gepulverte Lindenholzkohle hinzu, und vermengt alles auf das genaueste.
Blonder Poudre: Man nehme ein Pfund weißen Poudre, und setze so viel von trockenen schön dunkelgelben, und auf das feinste gepulverten Ocker zu, bis die verlangte Farbe da ist. Anstatt des Ockers kann man aich einen Theil Poudre in einer Pfanne über dem Feuer rösten, und dann so viel weißen Poudre versetzen, bis die verlange Farbe da ist.
Wohlriechender Poudre: Man nehme ein Pfund florentinische Violenwurzel, zwei Unzen Boenzoeharz, ein Pfund trockne, zu Pulver gestoßene rothe Rosenblätter, ein und eine halbe Unze gepulvertes gelbes Sandelholz, zwei Drachmen Gewürznelkenpulver, eben so voel Zimmt, zehn Gran Moschus mit Zucker abgerieben, und vermenge alles auf das genaueste mit 18 Pfund weißen Poudre, den man nach belieben grau oder blond färben kann."
Quelle: Johann Bartholomäus Trommdorff. Kallopistria, oder die Kunst der Toilette für die elegante Welt. Erfurt 1805.