So wenig es uns Kimonofans gefällt: Dieses Kleidungsstück ist nicht für "Westler" gemacht.
Daß die Japaner im Durchschnitt kleiner sind als Europäer oder Amerikaner, ist ja allgemein bekannt. Aber auch die Proportionen sind anders: Gegenüber dem Torso sind die Beine kürzer (die Japaner sind Sitzriesen) und der Körperbau insgesamt kompakter. Daraus entstehen für nicht-Asiaten, die einen Kimono tragen wollen, diverse Schwierigkeiten.
Die Frauen sind zart und schlank gebaut und deutlich weniger kurvig, sprich: weniger Taille, weniger Busen. Der Kimono betont das auch noch und macht aus dem Körper einen Zylinder. Die Normalgröße liegt bei etwa 155-165 cm bei einer Schuhgröße von 22-24 (japanisch), was etwa der deutschen Größe 36-38 entspricht. An einer solch geraden Figur sieht ein gerade geschnittenes Kleidungsstück ganz wunderbar aus und sitzt auch gut, aber nicht an einer Sanduhrfigur mit kräftigen Schultern. Wer eine solch weibliche Figur hat, sollte sich kritisch fragen, ob sie wirklich einen Kimono tragen sollte.
Vom ästhetischen Gesichtspunkt mal abgesehen, gibt es aber noch praktische Probleme: Traditionelle japanische Kleidung folgt den Maßen der kleineren Japaner, die zu allem Überfluß auch noch veraltet sind, eben an den "traditionellen" Maßen orientiert. Junge Japaner, die im Durchschnitt größer sind als ihre Vorfahren, haben selbst oft Schwierigkeiten damit.
Länge: Kimonos sind in der Länge variabel, aber wer vom jap. Durchschnitt zehn oder mehr cm abweicht, wird kaum einen passenden Kimono finden. Man muß ihn also maßfertigen lassen (schönen Gruß vom Geldbeutel) oder selber machen.
Weite: Gottseidank sind Kimonos in der Weite sehr variabel und auch für breitere Figuren geeignet. Da Kimonos aus standardisierten Stoffbreiten geschneidert werden, ohne die Webkante zu verletzen - nur die Breite der Nahtzugaben variiert - kann man notfalls etwas auslassen, sofern der Oberstoff nicht ausgeblichen ist. Überhaupt ist in jedem Kimono massenhaft Reserve. Nur der Obi könnte zu kurz werden.
Schuhe: Da wird's schwierig. Die größte Größe für Frauen, die man in einem normalen Geschäft finden kann, ist 24,5 cm, also deutsche Größe 38 1/2. Traditionelles Schuhwerk (Geta und Zôri) ist tendenziell noch kleiner. Dummerweise sind nun Schuhe der am wenigsten leicht selbst herzustellende Teil der Tracht. Zefix! Am besten versuchst Du, einen Geta- bzw. Zôri-macher zu finden, der nach Maß fertigt. In den Hinterstraßen Kyôtos kann man noch solche Werkstätten finden, aber auch das hilft leider nur, wenn man vor Ort ist. Vielleicht hast Du ja einen Japanladen in der Nähe, der Verbindungen hat.