Ärmel & Kragen


Ärmel

Grundschnitt klein oder groß

Aermelmoden kennen fast gar keine Uebergänge, und wir sehen heute dem ungeheuren Bausch hinter dem Handgelenk den Kugelpuffärmel in Marquisenform folgen, der den Unterärmel überhaupt verschmäht und den über Kurz oder lang wieder der glatt wie eine Haut anliegende schlanke Aermel verdrängt.

Wir unterscheiden außer dem glatten Aermel noch den Keulen-, Puff- und den Blusenärmel. Für einen engen Keulenärmel schneidet man gewöhnlich Futter und Oberstoff gleich zu, während bei einem weiten Keulenärmel nur der Unterärmel in Oberstoff und Futter gleich, der Oberärmel dagegen im Futter anliegend, im Oberstoff dem Modell entsprechend weit zugeschnitten wird. [...] Das Zusammennähen kann nun auf verschiedene Weise geschehen, indem man entweder den Stoff auf das Futter heftet und die Nähte durch Oberstoff und Futter gemainsam steppt, oder die Arbeit so ausführt, daß die Nähte innen zu liegen kommen.[...] Zu beachten ist, daß man stets, mag man nun den Aermel zusammennähen wie man wolle, den Oberärmel am Ellbogen leicht anhalten muß, damit er sich dem Arm, ohne Falten zu schlagen, gut anschmiegt. [...] Nun bügelt man noch einmal aus und muß sodann den Aermel unten sauber machen. Das geschieht durch Gegensetzen eines Schrägstreifens, den man mit Hinterstichen, die Außenseite des Streifens gegen die Außenseite des Aermels legend, annäht; dann biegt man den Streifen nach der Innenseite zu um, wobei der Aermel selbst auch etwa 1/2 cm mit umgebogen wird, und staffiert ihn mit Saumstichen gegen. [...]

Nachdem die Aermel vollständig fertig sind, werden sie den Armrundungen, die zuvor gut angepaßt worden waren, eingesetzt. [..] Zuletzt wird der Aermel mit der Maschine eingesetzt; man näht auf dem Aermel, nicht auf dem Oberstoff, und faßt gleich einen Schrägsteifen zum Saubermachen der Naht mit. Dann entfernt man den Heftfaden, bügelt aus und näht den Schrägstreifen auf der andern Seite der Naht mit Saumstichen, bei losen Blusen auch mit der Nähmaschine, gegen.

Für einen Puffärmel schneidet man Futter und Oberstoff nach einem Schnittmuster zu. Der Futterärmel wird bis etwa 1 cm über die Linie, an der die Puffe aufgesetzt werden soll, mit Oberstoff belegt und sodann zusammengenäht. Nun näht man die Puffe ebenfalls zusammen und bügelt dann alle Nähte aus. Man reiht hierauf die Puffe ein und setzt sie, falls ihre Ansatznaht nicht durch einen Besatz verdeckt wird, verstürzt gegen den Aermel;... Dann näht man die Naht mit engen Handstichen oder der Nähmaschine, zieht die Puffe wieder um und heftet sie auch oben gegen den Futterärmel, der genau die Weite der Armrundung hat.

Blusenärmel haben gewöhnlich ein anliegendes Futter. Bei Ärmeln, die an der Innennaht nicht bauschen, näht man in der Regel am Futter nur die Außennaht, heftet sodann den Oberstoff auf und führt die Innennaht durch Oberstoff und Futter gemeinsam. [...] Den unteren Abschluß eines Blusenärmels bildet ein Bündchen oder eine Manschette. [...] Blusenärmel für Blusenhemden arbeitet man gewöhnlich ohne Futter und versieht sie mit einem zum Zuknöpfen eingerichteten Bündchen. Sie müssen dann einen Schlitz mit Unter- und Uebertritt haben...

Die Hauptsche ist ein gut sitzendes Futter, von dem man genau weiß, wie es in das Armloch gehört.


Kragen

Grundschnitt

Wenn um 1908 von Kragen die Rede ist, kann es sich natürlich nur um Stehkragen handeln...

Im allgemeinen kann man sagen, daß der Kragen hinten höher sein muß als vorn, weil dadurch eine schönere, graziösere Linie erzielt wird.

Unsere Stehkragen werden meist hinten geschlossen, und man schneidet sie - wenn man nicht eine (fertige) Kragenstütze vorzieht, nach dem leicht gerundeten Muster aus doppelt Steifleinen zu, das man gewöhnlich schräg nimmt. Man kann aber auch den geraden Fadenlauf in die vordere Mitte legen. Nach dem Zuschneiden steppt man die Einlage mehrfach durch und vergleicht noch einmal, ob die Einlage mit dem Muster übereinstimmt. Hierauf wird sie mit dem Stoff bezogen; man legt sie zu dem Zweck auf die Rückseite des zuvor zugeschnittenen Oberstoffes, der vorn in der Mitte den geraden Fadenlauf hat, und steckt sie fest. Dann biegt man den überstehenden Oberstoff um und heftet Oberstoff und einlage zusammen; damit der Oberstoff sich recht glatt anpasse, schneidet man den übergeschlagenen Rand an allen Stellen, an denen er sich etwa spannt, ein. Nun näht man den Oberstoff entweder mit Saumstichen gegen die Einlage,..oder man verbindet die gegenüberliegenden Seiten der Stoffränder mit Spannstichen, die man indessen ziemlich dicht stellen muß, damit der Stoff den notwendien Halt bekommt. Die Schmalseiten muß man selbstverständlich auch bei dem zweiten Verfahren ansäumen. Hierauf näht man an den Schlußrändern links die Haken und recht die Oesen (je drei) an; die Haken sind etwa 1/2 cm vom Rand entfernt, die Oesen stehen etwas über und werden mit Seide in der Farbe des Kragens beschürzt. [...] Zu Zeiten, wo tiefe Haarfrisuren modern sind, empfiehlt es sich, die Haken und Oesen durch Druckknöpfe zu ersetzen...

Wenn man den Kragen soweit vorbereitet hat, steckt man seine rechte Häfte der rechten Hälfte der Taille auf (die linke wird überschlagend geschlossen) und probiert an... Nun näht man den Kragen mir verborgenen Stichen auf... Dann setzt man das Futter dagegen, wobei man gleichzeitig den Kragen- und Taillenrand ... saubermacht. Der linke Raind der Taille, nach dem der Kragen übergeschlagen wird, ist mit einem Schrägstreifen sauber zu machen. Zuletzt setzt man an den übertretenden Kragenteil und den Halsausschnitt der Taille einige Druckknöpfe oder Haken und Oesen, deren Ansatzstellen genau angepaßt werden müssen, damit der Kragen gut anschließt.

Wird das Kleid in der Mitte der Rückenteile geschlossen oder liegt der Schluß es Kragens vorn in der Mitte, so setzt man selbstverständlich den Kragen ringsum fest auf.