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Führung: Damenmode des 18. Jahrhunderts


Kapitel Sieben

Madame Recamier by Jacques Louis David, 1800
 
Madame Recamier von Jacques Louis David, 1800

Wie die großen Vordenker der Aufklärung bezog auch die Directoiremode ihre Vorbilder aus den Vor-Demokratien des antiken Griechenlands. Die Damenmode imitierte den griechischen Chiton, ein ärmelloses Gewand aus fließendem weißem Stoff: Weiße Baumwolle und Leinen waren sehr beliebt, die Ärmel kurz, die Taillen hoch gegürtet, Ornamente sparsam und antik-geometrisch. Schuhe waren nunmehr flach und weich, fast insubstanziell - es ist auffallend, daß sich vor Madame Recamier wohl noch nie eine Dame hat barfüßig portraitieren lassen, und auch noch nie in so wenig handfester Kleidung. Dieses Bild kann in jeder Hinsicht als programmatisch für die Mode des Directoire gelten.

Die Taille war, wie erwähnt, erst 1795 bis unter die Brust hochgerutscht. Zunächst beherrschten Abwandlungen des Chemisenkleides das Bild: Man lasse zwei Querzüge über Bauch und Taille weg, beschränke sich also auf je einen Querzug oberhalb und unter der Brust, und schon haben wir ein Diréctoire-Chemisenkleid. Eine Schleppe gehörte fast selbstverständlich dazu.

Da die Kleider vorzugsweise aus dünnem, teilweise durchsichtigem Baumwollmusselin waren, mußte darunter etwas getragen werden, das den Anstand wahrte. Bei den konservativeren Geistern war das ein Unterkleid, bei den progressiveren enganliegende Unterwäsche aus Trikot, die die weiblichen Formen eher betonte als verhüllte. Verglichen mit einigen ihrer Zeitgenossinnen ist Madame Recamier, trotz ihrer blanken Arme und Füße, geradezu züchtig.

Das Directoire ist nach dem Direktorium benannt, das das nachrevolutionäre Frankreich regierte, und erstreckt sich neben der Kleidermode auch auf Möbel und Architektur. Im frühen 19. Jh. wurde es vom Empire abgelöst, das in Schnitten und Ornamentik kaum anders war, aber leuchtende Farben und schwere, teure Stoffe bevorzugte: Die (griechische) Demokratie war vom (römischen) Kaiserreich abgelöst worden.

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