Führung: Männermode des 18. Jh.


Kapitel 3

Kavalier von Gravelot, 1730er

Allmählich setzt sich eine gewisse Lockerheit bei Gilet und Justaucorps durch. Die Rockschöße werden deutlich weiter und stehen, durch Roßhaareinlagen gesteift, rockartig ab. Im flachen Schnittmuster bilden sie fast einen vollen Kreis. Das Justaucorps beginnt an der Vorderkante eine flache Kurve zu bilden, so daß es unten weiter offensteht. Die Ärmelaufschläge sind weiterhin groß und die Ärmel relativ kurz.

Die Weste wird nun etwas weiter oben und mit weniger Knöpfen verschlossen, so daß sie sich unten ebenfalls weiter öffnet. Die Taschenpatten sind wieder sehr groß und stark verziert.

Die Schuhe sind nun vorne rund, die Zungen kleiner und die Absätze nicht mehr gar so hoch. Dafür sind die Schnallen größer geworden, da sie nun auch als Zierelement dienen. Meist sind sie schlicht, aber elgant aus Silber, bei echten Gecken auch mit Diamanten besetzt. Weniger wohlhabende Bürger tragen Schnallen aus Zinn. Die Strümpfe werden nun öfter unter als über dem Hosensaum getragen, aber je nach Region und individuellem Geschmack finden sich "darübergetragene" Strümpfe noch bis in die 1750er.

Eine neue Perückenform ist nun zur größten Beliebtheit aufgestiegen: Die Beutelperücke (perruque à crapaud) . Sie wurde auf einige Locken um das Gesicht herum und über den Ohren reduziert und der Rest der Haare hinten in einen schwarzen Taftbeutel (bourse) gesteckt, der oben zugezogen und mit einer großen Schleife gebunden wird. Fast zur gleichen Zeit kommt v.a. in Deutschland die Zopfperücke in Mode. Sie sieht ähnlich aus wie die Beutelperücke, nur daß die Haare hinten mit einem Taftband umwickelt werden. Soldaten hatten sie erfunden; der preußische "Soldatenkönig" Friedrich Wilhelm hat sie in Umlauf gebracht.

Der Dreispitz ist deutlich kleiner geworden; in dieser Form wird er noch einige Jahrzehnte weitergetragen.


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