Verbinde die Trägerenden mit den Stummeln im Vorderteil durch Schleifen aus Seidenband.
Fädle das Schnürband durch die Schnürung(en), und zwar so, wie in der Skizze rechts gezeigt: Du befestigst das eine Ende der Schnur an einem der beiden dichter zusammenstehenden Löcher. Dafür gibt es verschiedene Methoden. Du kannst z.B. einen Knoten in ein Schnurende machen, der dick genug ist, daß er auch bei viel Zug nicht durch das Loch rutscht, oder eine beliebige Art von Schlaufe, die durch das Loch geht. Ich verwende gern einen Palstek (ein Seemannsknoten), weil der eine haltbare Schlaufe ergibt.
Hättest Du alle Löcher auf der gleichen Höhe gemacht, anstatt versetzt wie auf der vorigen Seite empfohlen, kämest Du jetzt in die Bredouille: Die Schnürösen neigen dazu, sich so anzuordnen, daß der Zug in alle Richtungen in etwa gleich verteilt ist. Das ist dann der Fall, wenn der Winkel zum vorigen Loch auf der gegenüberliegenden Seite der gleiche ist wie der zum nächsten, wie es im Bild rechts zumindest ungefähr der Fall ist. Im Fall einer Spiralschnürung, bei der das gegenüberliegende Loch horizontal gegenübersitzt (wie es der Fall wäre, wenn die Löcher gleichmäßig verteilt wären), wäre der horizontale Zug stärker als der zum schräg darüberliegenden Loch. Das horizontal gegenüberliegende Loch würde automatisch tiefer rutschen, um die Winkel (und damit den Zug) anzugleichen. Damit würde die ganze Seite tiefer rutschen, und die Ober- und Unterkanten der Schnürbrust säßen nicht mehr auf gleicher Höhe.
Als Schnürband empfiehlt sich ein Seidenband, eine Leinenkordel oder eine sehr lange Variante eines Schnürsenkels, wobei letztere zwei etwas dicker sind als ich es gern hätte.
Das lose Ende fädelst Du nun spiralig durch die Ösen, d.h auf einer Seite immer raus, auf der anderen Seite immer rein. Das Band darf keinesfalls zwischen den Schnürkanten durchlaufen! Am Ende angelangt, faßt Du mit einem Finger zwischen den Schnürkanten und hinter der letzten Querung hindurch, faßt das Schnurende... |
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... und ziehst es als Schlaufe durch, als ob Du häkelst. Zieh noch einmal kraftig an. Hier wird eine Vorderschnürung gezeigt, die Kante auf Kante schließen soll, während die hintere Schnürung die typische Schnürlücke aufweist. Folglich sollte in diesem Fall (aber wirklich nur in diesem) so angezogen werden, daß die Vorderkanten aufeinander stoßen. |
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Die Schlaufe, die im Foto nach oben links herausgezogen wurde, kannst Du nun mit dem nach unten rechts weisenden Ende verknoten bzw. zu einer Schleife binden und die Enden unter die Schnürbrust stopfen. |
Es gibt verschiedene Ansichten darüber, ob man von oben nach unten oder von unten nach oben schnüren soll. Schnürt man von unten nach oben, ist es leichter, die Taille eng und die Oberweite weniger eng zu schnüren - also so, wie es wünschenswert wäre. Bei reiner Rückenschnürung hat das den Nachteil, daß Du Dich ohne Hilfe nicht anziehen und nur unter großen Verrenkungen ausziehen kannst - und auch das nur, wenn der Knoten leicht aufgeht. Einen Knoten im Kreuz kriegt man zur Not noch alleine zu und wieder auf, aber zwischen den Schulterblättern...?
Da hat man es mit einer Vorder-und-Rückenschnürung einfacher: Du schließt die Vorderschnürung Kante auf Kante und ziehst dann das Korsett an. Laß die Rückenschnürung von einem Helfer so zuziehen, daß es gerade richtig stramm sitzt, und mit einem Knoten verschließen, der nicht so schnell wieder aufgeht. Zum An- und Ausziehen mußt Du fürderhin nur noch die Vorderschnürung auf- und zumachen.
Ein Korsett mit reiner Rückenschnürung kann man durchaus auch ohne Hilfe anziehen. Die Schnur muß nur lang genug sein, daß es noch locker sitzt, wenn die Schur durch alle Ösen gefädelt ist. Zieh das Korsett falschrum (Schnürung nach vorn) an, ohne in die Träger zu schlüpfen, fädle die Schur vollständig von oben nach unten ein, und dreh es dann herum, bis die Schnürung hinten sitzt. Schlüpf in die Träger und zieh dann am Schnurende, bis es eng sitzt. Zieh nach Möglichkeit die einzelnen Schlaufen nacheinander an, soweit Du den Rücken hochreichen kannst, während Du mit der anderen Hand das Ende straff hältst.
Leute mit besonders großer und besonders kleiner Oberweite haben oft das Problem, daß die gewünschte "Zwei Äpfel auf dem Tablett"-Optik ausbleibt. So ganz mag sich der Körper dem Diktat des Kegels eben nicht unterwerfen. Zwei Ursachen, eine Lösung: fertige zwei halbmondförmige Kissen, die Du nicht allzu fest mit Watte ausstopfst und auf der Innenseite der Schnürbrust so befestigst, daß sie die Oberweite daran hindern, in die Schnürbrust hinabzuplumpsen.
Zur platzsparenden Lagerung und um Verformungen vorzubeugen, wird das Korsett aufgerollt gelagert. Das Ende der Schnürung wird mehrfach um die Rolle gewickelt, um sie zusammenzuhalten. Nach dem Tragen sollte die Schnürbrust eine Weile lose liegen oder hängen, damit Feuchtigkeit verdunsten kann.
Wenn alle Stäbe aus Plastikfischbein bestehen und alle beteiligten Stoffe vorgewaschen wurden, kann man das Teil sogar waschen. Bei Stahlstäben geht das nur, wenn sie plastikummantelt sind und die Enden in Lack getaucht wurden, so daß sie nicht rosten können.
Vor allem Plastikstäbe neigen mit der Zeit dazu, sich den Körperformen anzupassen. Die Lagerung als Rolle kann das ein wenig ausgleichen. Wenn sich in der Taille stärkere Knicke ergeben (was bei Hohlkreuzen und Dicken recht oft der Fall ist), kann es passieren, daß Plastikstäbe an der Knickstelle labberig werden - das ist Materialermüdung, gegen die kein Kraut gewachsen ist. So, wie man einen einmal überdehnten Gummi nicht wieder verwenden kann, kann man einen so betroffenen Stab nicht wieder geradebiegen. Man kann ihn nur herausziehen und kopfüber wieder einsetzen, so daß die ermüdete Stelle nicht mehr in der Taille sitzt, sondern oben, wo es nicht so tragisch ist. Eine solche Reparatur kann aber nur provisorisch sein. Besser ist es, die betroffenen Stäbe zumindest teilweise durch gleich breite Stahlstäbe zu ersetzen, die nicht so leicht ermüden. Wenn Du nur Plastik zur Hand hast, gib dem ersetzten Stab noch einen oder, wenn der Platz reicht, zwei direkte Nachbarn zusätzlich. (Die zusätzlichen Stäbe müssen nicht die volle Länge haben.)
Teil 5: Vollsteife Variante
oder Teil 6: Anpassen des Schnitts