Fichu

Frz: Halstuch, Schultertuch

Fichus, dreieckige bzw. quadratische, auf Hälfte gefaltete Tücher, wurden durch das ganze 18. Jh. getragen, um das tiefe Decolleté zu verdecken - mehr aus Anstand als wegen der Wärme. Der Rechte Winkel befand sich in der hinteren Mitte, die schmalen Enden wurden entweder vorn in den Ausschnitt gesteckt oder (v.a. ab ca. 1780) über der Brust gekreuzt und hinter der Taille gebunden.

Da die Oberschicht recht offenherzig war, waren es zumeist die Dienerinnen und Kammerzofen, Bürgerinnen und Bäuerinnen, aber auch ältere Damen, die Fichus trugen. Die unteren Schichten waren ja im allgemeinen konservativer und verschämter, versuchten aber gleichzeitig, die Kleidung der Oberschicht zu übernehmen - also auch die tiefen Dekolletés. Zofen und Mägde "erbten" zudem oft die abgelegten Kleider der Herrin, deren Ausschnitte ihnen wohl zu unaständig erschienen. Wer Richardsons "Pamela" gelesen hat, kann sich auch vorstellen, daß hier nicht nur bürgerliche Vorstellungen von Wohlanständigkeit am Werk waren, sondern durchaus auch gesunder Selbstschutz vor den Übergriffen der männlichen Herrschaft. Bei den älteren Damen dürfte die Sache klar sein....

Während der 1770/80er, als bürgerliche Kleidungsstile die Mode er Oberschicht eroberten, drang das Fichu auch in diese Domäne ein. In vielen deutschen Volkstrachten blieb es erhalten, z.B. im bayrischen Einstecktüchl.

Fichu des Rübenmädchens, 1740er

Fichu einer älteren Dame, 1770er

großes Fichu, 1780er